Sonntag, 28. November 2010

Sing along



Kanarischer Umzug durch die Shoppingmall!! Die Trachten der Frauen erinnerten mich sehr an die Blusen, Röcke und Hüte indigener Gruppen in Bolivien und Peru. Sind das über die Jahrhunderte bewahrte Erinnerungen an den Kultureinfluss der spanischen Eroberer? Das Lied, was gesungen wurde, zweistimmig, begleitet von Gitarren und Schellen und Tambourinen, war eine Art Walzer...

Die andere Ferienmusik nun hier:

Captain Sensible: Happy Talk

Muchissimas gracias für eine Woche im primavera infinito: Danke an meine kämpferische, liebevolle und fröhliche Gastgeberin und an die schottischen Brothers, ay! Mein Koffer wollte noch nicht nach Hause, er übernachtet erstmal in Madrid.

PS: Bilderrätsel zum Abschluss: Was ist wohl ein "Hiper-Dino", zu lesen auf den Rhythmusgeräten des Jungen im Bild.


Samstag, 27. November 2010

Weisheiten der Nacht

Wenn du hässlich bist, lerne tanzen. / Cuando estas feo, aprende a bailar.
Fragen stellen. / Estar preguntador-a.
Man muss die Menschen einbeziehen. / You have to include the people. (says Bob, the guitarist-singer-enternainer in Buster's bar.)

Weisheiten des Tages gibt es hier. Nach unten scrollen!


playa del dia



Dieser natürliche Pool gehört zu einem Hotel. Niemand badet je hier, die Gäste bleiben auf dem Gelände.
Ich finde, er sieht aus wie ein geflutetes Amphitheater, mit diesen Treppen, die im Halbrund verlaufen. Welche Theaterstücke könnten hier spielen...

Gassen in Arguineguín



der platz der dichter ist heute leer, ein starker wind weht
durch arguineguin. blaue lieben auf schwarzem sand: der badeurlaub
findet nicht mehr statt. ich bin nicht von hier und kann nicht wellenreiten.
wo ist der taucher, der seine brille vergessen hat?
an anderen stränden weht eine rote flagge.
ich klettere über klippen, an denen sich das meer bricht.
der erste dünne tourist nimmt energie aus gischt zu sich,
am rande der abgesperrten schwimmzonen.
danger.



ich schaue kurz nicht hin - und es ist nacht.



dieser drang, sich zu bewegen.




in den gassen von arguineguín sitzt eine ältere frau mit schürze auf einem plastikstuhl.
wann fange ich damit an?

Aguas de Teror



Terrorwasser.

Postkarte mit Kolumbus

Der älteste Stadtteil von Las Palmas - der im Norden der Insel gelegenen Hauptstadt Gran Canarias und der gesamten Inselprovinz Gran Canaria - ist Vegueta. Kopfsteinpflaster, enge Gassen, Läden in der Größe eines Hausflurs. Nach einer Woche Strandspaziergang, Terassenlektüre und irisch-schottischem Kneipenleben erscheint mir das urbane Treiben menschenunfreundlich, beliebig, umständlich. So viele Steine, Ampeln, Stau, Verkehr: Dieses und noch viel mehr ist dem Himmel und dem Meer im Weg. Mir wird erzählt, dass die Canarier aus Las Palmas nicht an ihrem 1,5 km langen Strand ihre Wochenenden verbringen, sondern im Süden ihrer Insel, in einem Wohnwagen ohne Fließendwasser auf einem Campingplatz.



Kreuzgang der Kathedrale Santa Ana (Ana und Jochaim waren übrigens die Eltern von Maria). Hier könnte man viele heilige Pausen machen.


Typisches Haus mit typischem Holzbalkon. Viele Häuser in diesem Viertel der Hauptstadt sind gut in Schuss, aber wenige Menschen scheinen dort wirklich zu leben. Zu teuer? Die anderen, die unrenovierten Häuser, halten bei diesem milden Klima sehr lange durch.


Columbus war - dreimal - hier. Las Palmas war und ist die letzte Tankstelle vor Amerika.


Rechtsanwaltsbüro. Der Wind muss nicht anklopfen, er ist immer willkommen.


So sehen Schriftsteller aus: Hut, Stock und im Stand, weil der Stuhl mit aufgeschlagenen Büchern belegt ist. Mach ich natürlich auch immer so zu Hause.

Kirchenkunstkommentare

Eine Auswahl an Eindrücken vom Besuch des Kirchenkunstmuseums in Las Palmas.
Kommentare: Die schottischen Brüder.


Psychedelische Lichtspiele auf dem Kirchenboden.

Freitag, 26. November 2010

Todesarten



Nachdem ich heute morgen sehr pathetisch über das Leben nachgedacht habe, habe ich einen Tag hinter mir, der mit Gesprächen über den Tod endete. Das hatte sich eigentlich schon die vergangenen Tage angekündigt, denn mal ging es um den Sohn von Eric Clapton, der aus dem 53. Stock fiel, mal um einen Betrunkenen auf Mallorca, der aus dem fünften Stock in ein Matratzenliegen-Lager fiel, welches zusammenkrachte. Er aber stand einfach auf und ging fort, als ob nichts passiert wäre. Der Hotelbesitzer rannte natürlich hinter ihm her, denn es war ein Schaden von 5.00o Euro entstanden. Auch in der Harp Bar, die ich schon erwähnte, ist der Tod anwesend. Einige Gäste dort sind irische Kriminelle - und einige haben nach ihrem Urlaub nicht mehr lange gelebt, sie wurden direkt am Flughafen von Dublin erschossen. Einer hängt als gerahmtes Foto an der Wand im Pub. Interessant und nicht gerade todesfürchtig ist die irische Gypsy-Family, die von illegalen Kämpfen lebt. Ihr Chef, Martin, lässt sich ungern von der Seite anquatschen. Doch das passiert nunmal in einem Pub. Als einmal ein betrunkener Norweger sich freundlich mit ihm unterhalten wollte, deutete er mit dem Finger auf ihn und wies dann mit dem Finger zur Tür. Der Norweger verstand und verschwand.

Ein Betrunkener ist sofort nüchtern, wenn die canarische Polizei ihm mit der Peitsche ein paar Hiebe gibt, wird erzählt. Das wurde beobachtet, ich finde es krass.

Die weiteren Todesgespräche hat heute der tote Bischof ausgelöst, der seit 150 Jahren mumifiziert in seinem Ornat in der Kathedrale von Las Palmas in einer Seitenkapelle in einer Vitrine liegt.

Für ein anderes Leben



Wenn das Meer aus Wein bestünde, würde jeder ein Matrose sein wollen.

Ein Minimanifest

Weniger Browserfenster öffnen, dafür öfter aus dem Fenster schauen.

Es passiert nichts, wenn man nicht sofort auf alles antwortet.

Das Leben hat sich beschleunigt durch die digitalen Veränderungen, aber unsere Gefühle kommen nicht mit, unser Verhalten ist autistisch geworden. Besser ist, sich jeden Tag um mindestens einen Menschen kümmern, der einem wichtig ist, Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen. Das ist einfach: anrufen, skypen, klingeln, sich besuchen. Miteinander sprechen, aufeinander achten.

Wir brauchen mehr Pausen, nicht mehr Geld. Das Leben ist schön und es kostet nichts. Was ist wichtiger, ein neues Kleid oder ein altes Lied?

Nachdenken, statt Imitieren.

Spazieren gehen und andere, wilde Wege finden.

Man kann die Welt nur da verändern, wo man selbst ist.

Donnerstag, 25. November 2010

Die Nachrichten des Tages

Was die spanischen Nachrichten bringen, viel Horror, wenig Politik:

- Familiäre Gewalt gegen Frauen, in Spanien sterben pro Monat zwei Frauen an den Übergriffen ihrer Männer!
- Eine koreanische Familientragödie in Las Palmas: Ein Kind wurde missbraucht und getötet vom Freund des Vaters. In der Gerichtsverhandlung geht die Mutter wie eine Furie auf ihn los und schlägt ihn mit ihrem Schuh
- In Argentinien wird ein Mann verurteilt, der mit seiner eigenen Tochter acht Kinder hat. Sie will ihn umbringen, wenn er aus der Haft entlassen wird. Bild.de hat exklusive Bilder des Inzests.
- Demonstrationen gegen Berlusconis Uni-Sparpläne in Italien: Studenten besetzen den Turm von Pisa.
- Schnee überall: Seattle, Asturias, Baskenland
- Nichts über Nordkorea.

Bremen in Puerto Rico



Dass John Lennon wie eine Ikone unter dem Bildschirm hing, auf dem das Spiel Tottenham vs. Werder Bremen übertragen wurde, war gestern leider die einzige Augenfreude. 3:0 für die Engländer.

Mit dem neuen Hintergrundbild bin ich noch nicht so ganz zufrieden.
Ich hätte als Ersatz noch Fotos von Caféstühlen, einem Sonnenuntergang und einer aufgegessenen Paella. Leider hab ich gestern die Penistorte, die Stevie, der Besitzer der Bar, wo das Spiel lief, einer 50-Jährigen zum Geburtstag kredenzte, nicht festgehalten. Zum Nachmachen: einfach eine Banane in Schokolade tunken (Bananen sind übrigens etwas sehr Canarisches) und in eine Sahnetorte stecken. Zur Verschönerung eine kleine Kerze in die Spitze.

playa del dia

Parken mit Meerblick



Heute: Ausruhen vom Ausruhen.

Weisheiten der letzten Tage:
Um zu improvisieren, musst du die Melodie kennen. / To improvise first you have to learn the tune.
Jede Familie hat ihre Geschichte. / Cada familia tiene su historia.
Erziehen ist nicht das Gleiche wie Spielen. / Educar no es jugar.

Mittwoch, 24. November 2010

Ein Fischer auf Urlaub



Heute sprach mich ein älterer Mann an... hier sind ja alle irgendwie älter..., als ich in einem Straßencafé saß. Ob ich Norwegerin sei?

Nein, sagte ich, obwohl ich manchmal Lust habe, Norwegerin zu sein.

Germany. Alemania. Ah. Er wäre Norweger. Immer wieder brach das Gespräch ab, wenn er sich über sein Bier beugte mit rot getrunkenen kleinen Augen. So rot wie sein T-Shirt.

Ob ich alleine hier sei. Nein, sagte ich, bei der Freundin meiner Tante. Das Wort Tante verstand er auf Englisch nicht. Also sagte ich: Family. Ah, ich hätte eine Family. Ja, sagte ich. Ich habe Familie. Ich stellte mir vor, wie ich als Mutter mir einen Tag frei genommen hätte vom Familienurlaub, durch die Straßen schlenderte, die Promenaden entlang, in jedem Café einen kurzen Flirt mit einem Urlauber über 50.

Er erzählte mir, er sei Fischer. Und hätte schon "30 Chrismas Gran Canaria". Berlin kannte er aus einer Trucker-Zeit: Norway. Deutschland. Belgium. Die Straßen in Berlin seien sehr schmal.

Ich sollte nächstes Mal besser zwei Wochen bleiben, denn sonst hätte ich ja alles gerade ausgepackt und müsste es schon wieder einpacken. Danke, sagte ich. Und Adios.

Er sagte: Have a good life.
Ich: You, too.

playa del dia























Ich wollte heute Delfine und Wale anschauen, die sich hier vor den Küsten der Inseln im Atlantik herumtreiben. Nach eineinhalb Stunden Irrfahrt neun Meilen draußen auf dem Meer, bei 1500 Meter Wassertiefe gab die gut gelaunte Animateurin ihre Hoffnung nicht auf: "Es sind wilde Tiere. Man kann sie nicht programmieren. Aber wir suchen weiter!" Nach drei Stunden fuhr das Schiff mit vom Fahrtwind durchgefrorenen Urlaubern (hier ist ja, wie gesagt, Winter!) wieder in den Hafen ein. Was hatten wir gesehen: Wasser, Wellen, Gischt, Segelboote, Möwen, keine Wale, keine Delfine - aber fliegende Fische! Sie begleiteten die Bootsseiten, schillernd mit ausgebreiteten Seitenflossen, nah an der Wasseroberfläche schossen sie mindestens 50 Meter weit.

sculptura del dia




















picasso war hier!
vielleicht.
auf jeden fall bringe ich was schönes mit für den, der das UFO in der linken ecke identifzieren kann.

Dienstag, 23. November 2010

sculptura de la playa del dia

Bella Monte


Es ist Winter. Die Nachbarn nutzen daher ihren Mini-Pool nicht mehr. Das sei so, bei den Canariern, sagt meine Gastgeberin, sie trennen die Jahreszeiten im Kopf, obwohl die Temperaturen sich nicht groß ändern.

Ich war immer noch nicht baden, habe nur meine Füße in das Wasser getunkt, als ich gestern vier verschiedene Strände besuchte. Immer den Uferweg entlang, der ab und zu zu einem Parkplatz wird, manchmal abbricht, so dass man über Felsen klettern muss, was ich sehr mag, besonderes mit Flipflops (ernsthaft, ein bisschen Abenteuer muss sein), ab und zu läuft man direkt an abgezäunten Hotelgeländen vorbei, Zoo-Gefühle. Mal ist der Sand gröber, mal dunkler, die Liegen sind meistens blau, kosten 3 Euro pro Tag (ein Cortado übrigens 1 Euro), die Menschen braun. Ab nachmittags verziehen sie sich in ihre Hotelburgen, "um sich vor dem Abendessen auszuruhen", wie meine Gastgeberin sagt. Oder sie trinken ein Bierchen auf einer Terasse. Wie ich gestern.

Ich bestelle auf Spanisch ein kleines Bier.
Die Kellerin: "Do you need the menu"?
Ich: "Yes, please."
Sie: "Where do you come from?"
Ich: "Germany."
Sie bringt die Karte auf Deutsch, mit einer deutschen Fahne auf dem Einband.
Die Bestellung nimmt schließlich eine weitere Kellnerin auf, die nur Deutsch spricht.
Es scheint, die Lokale haben für jede Touristensprache eine Angestellte.

Nachts sind Sprachen dann überflüssig.

Wir fahren mit einem Taxi nach Puerto Rico. Hier sind alle Hänge mit Hotels zugebaut, die nachts mit leuchtenden Werbeschildern versuchen, wie Las Vegas zu wirken: Bella Monte in grün mit geschwungener Schreibschrift, hoch oben über der Hauptstraße, die zum Hafen führt. An dieser Straße steht die Mall, in der bis 22 Uhr Original-Parfums und Strandklamotten zu erwerben sind. Sind die Geschäfte geschlossen, kommen die fliegenden Händler, Chinesinnen, die Weihnachtsmützen verkaufen und afrikanische Jungs mit Uhren und Feuerzeugen im Angebot.

Auf der zweiten Ebene reihen sich Bars aneinander, ein Disneyland für Alkohol, Live-Musik und Karaoke. Wir lassen uns nicht von den so genannten PR-Menschen, die vor den Türen lauern und jeden mit ihrem freundlich-falschen Lächeln ansprechen, in irgendein Lokal locken, sondern gehen direkt in "The Harp", den irischen Pub, wo der Freund meiner Gastgeberin jeden Abend bis 2 Uhr nachts Evergreens spielt, begleitet von Jason oder Jake, der bei der englischen Castingshow XFactory auf den achten Platz kam und nun sein Leben als Entertainer verbringt... Egal, wer gerade dran ist, singt in die von der Decke hängenden Mikros, daneben baumelt eine Fledermaus aus Stoff, an der Wand prangt die irische Flagge und Holzschnittplakat für den Film Casablanca. Humphrey Bogart hört auch zu, wenn Red, red wine, Neil Diamond, Brown-eyed girl erschallen. Stoff zum Mitsingen für die vielen Männer an der Theke, untersetzt, meist kahlköpfig, Pint in der Hand, mit starrem Blick nach vorne auf die Bühne.

Andere Besucher: zwei jung verheiratete norwegische Pärchen, beide Mädchen in Hot pants, braun gebrannt, knappen Tops, eng anliegenden Frisuren, die Jungs in Polohemden mit knallblonden Strubbelhaaren. Die Mädchen fangen immer dann an zu klatschen, wenn ein älteres Pärchen sich auf die zwei Quadratmetergroße Tanzfläche vor den Musikern wagt. Ein Mann stampft jeden Beat mit den Hacken in den Boden, ein anderer schiebt linkisch seine Frau in irgendwelche Kreiselfiguren, während er mit einem Auge ständig einem der norwegischen Mädchen zuzwinkert. Die Hand, die auf den Po seiner Frau rutscht, eine in weiße Gewänder gehüllte Mitfünfzigerin, gilt dem jungen Ding da. Oder die vier Mädchen aus Dublin, die schweigend in einer Ecke sitzen, Arme auf der Lehne, herausfordernd, und doch gelangweilt. Oder der nerdige Typ mit gelben Reeboks, der seine Hand auf dem Oberschenkel seiner rothaarigen Begleitung immer höher schiebt. Auch sie reden nicht, sie sitzen da und wippen mit den Füßen.

Der Barbesitzer Steve ist allerdings die schrägste Figur, die ich je gesehen habe. Er steht am Anfang der Theke und spricht Beschimpfungen in ein Mikro, fast schon manisch, jeder kriegt seinen Teil ab, besonders die Frauen. "Wie kannst du das aushalten", sagt er zu einem Mann, dessen Frau in allen Farben des Regenbogens gekleidet ist. "Hast du heute nicht in den Spiegel geschaut?". "Leute, bei mir hier vorne steht ein Ire mit dem Namen Shawn Lutoni; ich bin mir sicher, dass einer mit einem solchen Namen ein wahnsinniges Ding hat. Mädchen aus Dublin da hinten, kommt mal rüber und schaut es euch an." Oder er macht sich über Jason, den Casting-Verlierer lustig: "Hey, toll, wie weit du es gebracht hast, du hast internationales Publikum, hello Norway, hello Sweden, hello Scotland, hello Germany!"

Seine Stimme, sein krächzendes Meckern, geht mir nicht aus dem Kopf, als wir in der "Piano Bar" zu "Eight days a week" tanzen, als ich, die jüngste an diesem Ort, von betrunkenen Rentnern angebaggert werde, die kaum noch stehen können, aber mit mir schwofen wollen. Sie verschwinden, als meine Begleiter erzählen, dass sie mein Vater und meine Mutter sind.

In den Kopfstützen der vorderen Sitze des Taxis, mit dem wir zurückfahren, laufen in Schleife Motorrad- und Autounfälle.

Weisheiten des Tages:
Wenn du eine Orchidee kaufst, kaufst du nicht die Ameisen mit./ Cuando compras una orchidea, no compras sus hormigas.
Wenn du müde bist, ist Schlafen das Beste./ Cuando tienes sueno, lo mejor es dormir.
Mutige Mütter haben ängstliche Töchter und andersherum./ Madres ansiosos tienen hijas bravas y vice versa.

Montag, 22. November 2010

sculptura del dia

playa del dia
































































sunwing resort. dieser badende rentner denkt, dass ich ihn fotografiere,
aber ich erstelle variationen eines strandes. ein boot fährt vorbei:
glass bottom ferry, tauchen für wasserscheue. ein junge zeichnet
mit einem palmenblatt streifen in den sand und rüttelt die rinde,
das handtuch um seine hüften rutscht immer wieder herunter. der tod
ist nicht mehr in venedig, sondern im tal der gefallenen.
im fernsehen zeigen sie die feiern zum 35. todestag francos.
am denkmal versammeln sich seine anhänger. noch immer.






Sonntag, 21. November 2010

Postkarte Internationale Gemeinschaft

Zum ersten Mal in meinem Leben verlasse ich die Jahreszeit. Zum ersten Mal entscheide ich mich dafür, eine Woche November gegen eine Woche Ewigen Frühling zu tauschen. Ich fühle mich schon beim Packen als Verräterin, als ich die Kisten mit Sommerkleidung hervorhole. Ach ja, dieser Rock, dieses dünne T-Shirt, das wird reichen, unglaublich, 24 Grad, das gibt es auch. Woanders. Draußen regnet es, das Fenster wird nur zum Lüften geöffnet. Während ich das schreibe, sitze ich schon auf der Insel, die wie ein Großer Kanarienvogel neben der Sahara im Atlantik schläft. Die Terrakotta-farbene Terazza blickt auf das jetzt dunkel daliegende Fischerdorf, das älteste hier, mit einem Wochenmarkt, von dem die überall ausliegenden Werbe-Landkarten behaupten, er sei sehr pittoresk und man solle seinen Fotoapparat bloß nicht nicht vergessen.

Ich möchte auch Fotos machen, ja! Und ich werde von diesem Markt berichten. Aber meine Fotoserien werden eine Reminiszenz an die Postkarten sein, die ich mir früher mit einem Freund schrieb: Türme oder turmähnliche Gebäude. Ich sammle jetzt auf meinen Spaziergängen diese Skulpturen, die in der Mitte der bepflanzten Roundabouts herumstehen, ich knipse Straßenschilder, Szenen, Strände. Wie viele gibt es hier, frage ich mich? Sie reihen sich an der Insel entlang wie Rüschen. Von der Inselstraße aus, die an den Klippen entlang führt, breitet sich das Meer aus, eine blaue Weite, mit Halluzination: der Vulkan in der Mitte von Teneriffa steigt aus den Wolken auf. Die Strände sind zugebaut mit Hotelburgen, die nachts von ferne glitzern. Einige werden jetzt in Appartments umgebaut, "se vende", zum Verkauf, aber niemand kauft seit der Krise.

Ich überlege, wie das wäre, hier zu überwintern. Würde ich ein Stammcafé haben und cortado doble trinken? Oder wäre mein Geld irgendwann alle und ich müsste am Strand übernachten, wie so einige Aussteiger hier? Mir war nicht klar, dass diese Sommerorte im europäischen Winter wie Parallelgesellschaften funktionieren: internationale Gemeinschaften mit Pensionseinkünften.

Z. B. norwegische Rentner: Lange wurden ihre Aufenthalte von der staatlichen Krankenkasse bezahlt, um ihre Knochenkrankheiten durch Sonne und Wärme zu heilen. Jetzt kommen sie auch privat in Scharen, kaufen Wohnungen, gehen in die norwegische Kirche, trinken viel, sind braungebrannt, tanzen ungelenk aber fröhlich wie Kinder in den englischen und irischen Pubs zu I can't get no satisfaction, während ein Bob oder ein Rob von Tipperary singt. Ich mag es, wenn Menschen tanzen. Menschen sollten mehr tanzen. Die Einheimischen sprechen nicht mit diesen Mitbürgern (den Touristen, den Expats, Festlandspaniern) außer an der Supermarktkasse "9.31 Euro", und sie gehen nicht in diese Musik-Kneipen, in denen Schals von schottischen, englischen und deutschen Fußballclubs hängen. Alle Musiker kennen sich untereinander, einer der jüngeren sagte einmal ein Konzert ab, weil es am fünften Todestag seiner Tante stattfand. Da kann er ja gleich alles absagen, wenn der Hund seiner Nachbarn krank ist, sagt meine Gastgeberin.

Im Restaurant Fusion findet der Sonntagsgig "Everything Elsa" statt, Folk mit Geige, Whistle und Gitarre. Elsas Fanclub besteht aus älteren Damen, aus der christlichen Gemeinde, die zu den Songs klatschen und juchzen, wenn Elsa erzählt, dass in Irland, besonders in Galway, Musik einfach plötzlich passiert, aus dem Nichts, je mehr aus dem Nichts, desto besser. An jeder Ecke dieses Cafés sitzt ein Buddha. Einer, ein goldenes Hologramm, verfolgt dich angeblich mit den Augen, egal, wo du bist. Aber ich schaue hin und denke: Dieser Buddha hat die Augen geschlossen. Wir sind nicht in Indien, nicht in Irland. Wir sind auf Gran Canaria. Auf dem Platz der Poeten hängen die Alkoholiker des Dorfes ab.

Weisheiten des Tages:
Das Beste ist der schlimmste Feind des Guten./ Lo mejor es el enemigo de lo bueno.
Nur wer sein eigenes Haus putzt, kann auf der Straße kehren./ Solo el que pone en orden su casa, puede areglar las cosas de la calle.



sculptura del dia

playa del dia

der einzige strand der welt mit dem blick auf eine zementfabrik.
die einwohner sagen: das ist unsere burg, unser schloss.
hier wird der tourismus angerührt, das ortsgeschäft, die etagenhäuser,
aber seit die krise da ist (la crisis!) bleiben die baugruben leer.

florcita favorita

die vegetation lebt wie die menschen. lokale pinien neben pink-erinnerungen an kalifornia und einwanderern aus afrika: der tamarind (nicht auf dem foto), ein lieber baum mit weichen blättern, die deinen rücken streicheln wie luft, wenn du unter ihnen hindurchgehst. kakteen haben ihre beobachtungsposten auf den trennmauern der terassen eingerichtet, von dort sehen sie bis zum meer und schieben sich in das panorama, zerstören die weitsicht aus palmen und rot-weißen häuserreihen. dahinter als kontrastleinwand die vulkanischen hügel. wenn es regnet, verwandeln sie sich in grüne zelte. ein wunder, sagen manche. aber diese erde ist so fruchtbar, kaum zu glauben.